Gestern morgen saß ich mit meinem Tee am Tisch, als ich plötzlich auf dem Balkon meine Gebetsfahne bewegt vom Wind gesehen habe. Da wußte ich, es ist soweit – der Berg und der Wind ruft.
Also habe ich mich in die passenden Klamotten geworfen und bin auf unseren Hausberg hier am Bodensee, den Pfänder gelaufen.
Unten an der Talstation der Bahn war so wenig Wind, dass ich schon dachte – es wäre ein einziger kleiner Luftzug gewesen, der da Bewegung auf meinen Balkon gebracht hatte. Wenn überhaupt war der Fokus meines Gehörs bei dem Straßenlärm, den Bauarbeitern und den Sirenen der Ambulanz, die mich den ersten Teil des Weges bis oberhalb der Häuser begleiteten… aber dann wurde es mit jedem Schritt ruhiger. Ich ließ als die Hektik und den Lärm der Vorweihnachtszeit hinter mit zurück.
Ich hörte, wie sich sachte die letzten Blätter mit leisem Rascheln an den Bäumen bewegten, eine eher sanfte wenn auch kühle Brise, begleitete mich jetzt den Berg hinauf.
Je höher ich kam, desto mehr nahm die Kraft des Windes und auch die dadurch verursachten Geräusche zu.
An einer Stelle des Weges dachte ich in der Ferne einen Bagger bei der Arbeit zu hören – doch es war der Wind, der durch eine Schneise das steile Gelände hinaufwehte. Keine zwei Schritte weiter des Weges war es still. Ich war verblüfft über diese derartig abrupte Veränderung der Geräusche. Wieder regte sich kein Lüftchen, kein Geräusch war zu hören ausser meine Wanderstöcke und Schritte auf dem Weg und meine Atmung.
Bald darauf, an einer Stelle – dort wo der Blick frei auf den Alpstein im Appenzeller Land ist – fühlte ich, wie der Wind die Wangen blähte – als wollte er einen Luftballon füllen … aus dem dann pfeifend und etwas blubbernd die Luft entwich.
Je höher ich kam, desto mehr Geräusche vernahm sich. Äste und biegsame Baumstämme bewegten sich miteinander, gegeneinander in einer quitschenden Reibung von Rinde und Borke. Die Baumkronen der Tannen und Fichten schienen miteinander und ineinander verhakt zu kommunizieren.
Bald oben angekommen, durfte ich den Blick über den Bregenzer Wald und von der Damülser Mittagsspitze über die Winterstaude zum Hohen Ifen wandern lassen. Hier und da war etwas blauer Himmel sichtbar.
Auf den letzten Metern nahm der Wind nochmal Anlauf, und intuitiv wusste ich, dass hier die richtige Stelle ist. Wir stellten uns einander entgegen. Der Wind und ich. Er rauschte in meinen Ohren, beprasselte mich mit kleinen Regentropfen während ich mit ausgebreiteten Armen da stand und ihm entgegenschrie. All die Gedanken, die ich mit mir den Berg hinaufgetragen hatte. All die Anstregung des vergehenden Jahres. Und er nahm sie mit, einfach so – weil ich bereit war sie ihm zu überlassen.
Manchmal ist es an der Zeit die Dinge der Gedanken gehen zu lassen. Den Geist frei zu machen. Damit neue Inspiration einziehen kann. Neue Worte, Sätze und Reden gefunden werden können. Neue Kräfte geschöpft werden können.
Vielleicht ist es auch für dich an der Zeit einfach mal all das hinauszuschreien…
- Was dich nicht weiterbringt, dich vielleicht einengt
- Was dein Leben nicht bereichert hat
- Was dir Kraft geraubt hat
- Welche Gewohnheiten du nicht mehr mitnehmen möchtest.
- Dinge, die du heute vielleicht als Fehler ansiehst.
(Wobei ich persönlich ja der Ansicht bin, dass es keine Fehler gibt, sondern nur Entscheidungen die im Moment fehlerhaft aussehen) - Trauer und Wut über Geschehnisse, auf die du kein Einfluss hast.
Lass los, und beginn dein 2023 klar und bereit für neue Inspiration.
Wenn du Begleitung brauchst, komme gerne auf mich zu.