Erinnerst du dich? Ja, ganz genau, es ist erst vor kurzem gewesen, als ich euch genau diesen Satz hier geschrieben habe. Wer von uns liebt es nicht Pläne zu machen? Führen Pläne nicht zur Vorfreude… …zu diesem kleinen immer größer werdenen Glücksball? Ja genau – so ist es.
Meine Vorfreude wuchs in den letzte Wochen, mein Vorfreude-Glücksball auf meinen Urlaub. Und plötzlich war es soweit – es ging los nach Irland – wo ich seit letzter Woche unterwegs bin. Ein ersehnter Urlaub, denn ich war seit langer Zeit nicht mehr wirklich frei von inneren Plänen unterwegs. Jeden „Urlaub“ den ich unternahm, war an „Aufgaben“ die ich mir selbst stellte geknüpft… dieses Mal hatte ich mir also fest vorgenommen nur Urlaub zu machen, den Sheeps Head Way in Irland zu laufen (das wollte ich schon 2017) und einfach einmal die Seele baumeln zu lassen. Die Landschaft in mich aufzusaugen, deren Frieden zu fühlen, zu genießen, die Ruhe zu finden, die ich unterwegs sonst selten habe. Einfach nur sein zu dürfen.
So startete ich meinen ersten Wandertag und genau an diesem Tag empfand ich den Weg als den Weg des Lebens.
Du startest soweit unten, arbeitest dich langsam aber sicher den Berg hinauf, über schmale Pfade, durch unwirkliche Gegenden, gehst wieder hinab ins Tal, siehst den nächsten Anstieg, der vielleicht sogar leicht zu bewältigen ist. Kommst über Stock, Stein, durch Morast und hohes Gras… aber du hälst du durch und irgendwann, ja irgendwann wirst du belohnt für all die Mühe, die Schwierigkeiten, die Anstrengung, die Überwindung. Du wirst belohnt für all die Herausforderungen, die du angenommen hast. Du kommst „oben“ an und hast den schönsten Ausblick – kannst weit ins Land schauen oder hinaus aufs Meer, wo die Sonne irgendwann versinken wird und das Wasser glitzert, die Wellen kleine Schaumkronen tragen. Du kannst aber auch zurückschauen und sehen woher du gekommen bist, durch was du dich hindurch und hinauf gearbeitet hast. Es ist ein erhebendes Gefühl. Denn du fühlst, dass du genau hier und jetzt richtig bist – du deinem Weg gefolgt bist. Vielleicht mit kleinen Umwegen – aber mit einem Ziel vor Augen, dem du entgegen gestrebt bist.
Und du öffnest dein Herz und fühlst wie du lebst. Hier und jetzt.
Aber auch wenn du oben bist, musst du manchmal wieder hinab ins Tal. Ganz gleich auch welchem Grund. Man kann nicht beständig oben bleiben, aber man kann sich weiter auf gleicher Ebene bewegen.
Mein hinab ins Tal an diesem ersten Wandertag war gut sichtbar – und ich freute mich, sah ich doch dort unten einen wunderbar glitzernden See, der mich einlud Zeit zu verbringen. Zeit die ich bis zu meinem Pick-up zur Verfügung hatte. Und so ging ich ins Tal hinab … konzentriert auf den Weg und mit zwei Kühen im Blick, die etwas weiter unten auf der durchnässten (und damit ziemlich durchlöcherten Weide) grasten. Aus irgendeinem Grund hatte ich mein Fokus für eine Sekunde nicht auf meinen Füssen – da passierte es.
Ich rutschte ab.
Und ich hörte ein „Ritsch“ dass ich zu hören in meinem Leben mir nicht gewünscht habe.
Und ich wußte, ich bin in meinem Tal angekommen. Mein erster Wandertag dem eigentlich noch sieben weitere folgen sollten, endete, das wußte ich intuitiv mit einem Bänderriss. Also ging ich vorsichtig die letzten 600 Meter des Weges – dann aber doch noch das Stückchen zum See, der mich so einladend angeglitzert hatte und malte dort das erste Aquarell meines Lebens, welches ich sonst vielleicht gar nicht gemalt hätte…
Die Ärztin im Bantry Hospital bestätigte mir meinen Verdacht am nächsten Morgen.
Ich frage mich natürlich für was das alles nun gut sein soll. Und ich bin sicher, auch wenn ich heute die Antwort darauf nicht weiß, so werde ich doch irgendwann wissen wozu diese Verletzung gut gewesen ist.
Vielleicht will mir das Universum einfach mal sagen: Silke, halte mal inne. Halte mal die Füße still. Denn das ist etwas, was mir nicht oft gelingt. Ich bin ein Mensch der viel in Bewegung ist, und nicht viel Interesse daran hat die Lebenszeit sitzenderweise zu verplempern. Dazu bin ich jetzt aber aufgefordert. Das ist meine Challenge für meinen Urlaub… Aushalten können, Aushalten lernen. Stillhalten. Und so bleibe ich hier – bis zu meinem Rückflug.
Challenge accepted